Ernährung und Genussmittel
Das landwirtschaftliche Umfeld und der Markt mit über 6 Mio. Verbrauchern garantieren ideale Ausgangsbedingungen für die Ernährungsbranche.
Die Landwirtschafts- und Ernährungsbranche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Metropolregion Berlin-Brandenburg. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Ökolandbau in Brandenburg von überdurchschnittlicher Bedeutung.
Die Ernährungsindustrie hält im Verarbeitenden Gewerbe einen Beschäftigungsanteil von fast 10%. Berliner Schwerpunkte liegen auf der Produktion von:
- Kaffee,
- Süß- und Backwaren,
- Obst- und Gemüseverarbeitung,
- Getränkeindustrie sowie
- Fleischverarbeitung.
National und international bekannte Unternehmen wie Bahlsen, Cargill, Coca-Cola, Freiberger, Kühne, Radeberger Gruppe, Storck und Stollwerck profitieren bereits von den optimalen Standortbedingungen in Berlin. Sawade ist die älteste Pralinenmanufaktur Berlins. Fassbender & Rausch hat sich zur größten Schokoladenmanufaktur der Welt entwickelt.
In den letzten Jahren ist Berlin zudem zur Kreativbier-Hauptstadt herangewachsen. Die Kunst des Brauens wird an vielen Standorten gepflegt. Unter dem Motto Handcrafted produzieren zahlreiche Mikrobrauereien ihr eigenes Craftbier, beispielsweise die Gründer von BRLO und Thorsten Schoppe Bräu. Auf dem ehemaligen Gaswerkgelände in Mariendorf betreibt die schottische Brauerei Brew Dog den Craft-Beer-Tempel und die weltweit erste CO2-negative Brauerei eröffnet.
Die Ernährungsindustrie profitiert besonders von den über 240 in der Region ansässigen Biotech-Unternehmen. Gemeinsame Ziele sind unter anderem, biogene Rohstoffe für die industrielle Produktion zu erschließen, Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Praktische Anwendungen aus der Biotechnologie sind probiotische Bakterien, die vor Krankheiten schützen oder Präbiotika, die das Wachstum günstiger Bakterien fördern. Für Nahrungsergänzungsmittel beispielsweise, werden neue Bakterienstämme mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesucht oder neue Nutzungswege für Algen erschlossen.
Foodtech
Berlin entwickelt sich kontinuierlich zum Zentrum der Foodtech-Szene in Deutschland. Insbesondere im Bereich pflanzenbasierter, zellbasierter und präzisionsfermentierter Lebensmittel verändert sich der Food Markt schnell. Neue Wertschöpfungspotenziale und technische Lösungen entstehen u.a. in den Bereichen personalisierte Ernährung sowie nachhaltige und gesunde Produkte.
KitchenTown ist ein Inkubator und Accelerator für Food und Foodtech Startups. In einer flexiblen Produktionsstätte können Gründer Ihre Produktideen entwickeln, testen und auf den Markt bringen. Ergänzt durch notwendiges Branchenwissen bietet Kitchentown Startups Zugang zu allen relevanten Themen für die Skalierung der Produktidee – alles unter einem Dach.
Weitere Großprojekte mit Fokus auf die Ernährungsbranche sind in der Entwicklung. So plant z.B. das Unternehmen ArtProjekt einen neuen FoodCampus Berlin, der allen Segmenten der nachhaltigen Ernährungswirtschaft sowie ihren Dienstleistern eine Plattform bieten soll. Neue Flächen für Forschung und Entwicklung, Produktion, Verwaltung, Vermarktung und Logistik sollen ab 2025 in Berlin entstehen.
Welche Foodtrends die Ernährungswende bestimmen, wird in der Food Campus Community Food Campus Digital bereits diskutiert.
Auch REWE engagiert sich gemeinsam mit dem Startup ECF Farmsystems für eine ganzheitliche, nachhaltige und regionale Lebensmittelproduktion – kurze Transportwege und die Vermeidung überflüssiger Verpackungsmittel machen es möglich.
International aktive Unternehmen nutzen Berlin als Sprungbrett, wie z.B. Formo, Europas erstes cellular agriculture Unternehmen. Hier werden die Milchprodukte der Zukunft entwickelt. Es gibt eine wachsende Zahl von Startups, die erkannt haben, dass Lebensmittel ein Teil der Lösung der globalen Herausforderungen unserer Zeit sind und sich demzufolge auf die Entwicklung und den Vertrieb innovativer Lebensmittel fokussieren.
Für Startups aus den Bereichen Food und Food Tech bietet Berlin hervorragende Standortvorteile, nicht nur als idealer Testmarkt. In den letzten Jahren haben sich in der Hauptstadt junge und schnell wachsende Unternehmen auf den Weg gemacht, u.a.:
- Veganz - vegane Produktvielfalt
- Koawach - fairtrade Bio-Kakao mit Koffein aus Guarana
- HelloFresh - Kochboxanbieter
- KitchenStories - Video- und Fotoanleitungen für einfache Gerichte
- Hokey Pokey - Eispatisserie
- Bluu Seafood - Meerestiere hergestellt aus Fischzellen
Standortvorteile für die Ernährungsindustrie
- Die Metropole Berlin und ihre Region sind idealer Testmarkt für die Einführung neuer Produkte.
- Enge Wirtschaftsbeziehungen zu den neuen EU-Mitgliedern und die Nähe zu den osteuropäischen Staaten mit über 250 Millionen Verbrauchern versprechen gute Absatzchancen.
- Eine leistungsfähige Landwirtschaft sichert die notwendige Qualität und schnelle Verfügbarkeit der Rohstoffe.
- Dienstleister der Verpackungsindustrie und Logistikzentren garantieren kurze Wege zum Verbraucher.
- Die EU-Osterweiterung eröffnet neue Perspektiven: Qualitätsprogramme für Biofleisch und Kartoffeln bieten den Erzeugern die Möglichkeit, ihre Marktchancen zu erhöhen und ihre Vermarktung zu verbessern.
- Verarbeitung von landwirtschaftlichen Rohstoffen, die in der Region erzeugt werden, sind eine Chance für die Entwicklung des Wirtschaftszweiges.
- Der Bio-Umsatz entwickelt sich besonders dynamisch in Berlin: in keiner europäischen Stadt gibt es mehr Biosupermärkte als hier. Besonders augenfällige Verarbeitungs- und Wertschöpfungspotenziale bestehen in den Bereichen Jogurt, Käse, Tiefkühlkost, Convenience, Chill Food und Säfte.
- Internationale Leitmessen wie die Grüne Woche, die weltgrößte Verbrauchermesse für Landwirtschaft und Ernährung sowie die Fruit Logistica als führendes Branchentreffen des Frischfruchthandels finden in Berlin statt.
(Quellen: Die Berliner Industrie, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, 2024)